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CoachProgramm goes online: Eine Organisatorin und Teilnehmerin berichten

23.03.2021

Ein wichtiger Bestandteil des CoachProgramms von IdéeSport sind die zahlreichen Kurse, die den Hallenteams, Coachs und Kursleiter*innen jährlich angeboten werden. Wegen Corona fanden diese erstmals nicht vor Ort, sondern im virtuellen Rahmen statt. Im Interview mit Elena Pedrazzini-Scozzari und Valentine Mancuso erfahrt ihr, wie es dazu kam und wie die allererste Online-Veranstaltung mit über 100 Teilnehmer*innen geglückt ist.

Elena Pedrazzini-Scozzari ist seit 2016 Projektmanagerin bei der Stiftung IdéeSport und engagiert sich seit einigen Jahren im CoachProgramm als Ausbildungsverantwortliche für die italienischsprachige Schweiz. 

Die Zeit während der Corona-Pandemie war und ist geprägt von Unsicherheiten und Einschränkungen. Wie hast du als Ausbildungsverantwortliche das letzte Jahr erlebt? Wo lagen die Herausforderungen und welche Prioritäten hast du gesetzt? 

Die Zeit war sehr intensiv, von der organisatorischen und operativen bis hin zur emotionalen Ebene. Ich musste in kurzer Zeit viele Entscheidungen treffen und dabei nicht nur die bundesweiten und kantonalen Richtlinien beachten, sondern auch die Bedürfnisse der Hallenteams wie auch jene der Stiftung berücksichtigenDie grösste Herausforderung war es, die Weiterbildung trotz der Restriktionen weiterhin anzubieten und die Inhalte anzupassen. Wichtig für mich war es, dabei die Bedürfnisse der jugendlichen Coachs in Bezug auf ihr Wohlbefinden und ihre Entwicklung zu berücksichtigen. Wir haben versucht, die Jugendlichen solange es geht vor Ort zu betreuen und weiterzubilden, denn diese «Präsenztrainings» sind wichtige Bezugspunkte für sie. Auch können wir so am besten unsere Beziehungen zu ihnen festigen und sie auf ihrem Weg unterstützen. Zudem ist für einige Aktivitäten die physische Präsenz unerlässlich.  

Das Sprichwort «aus der Not eine Tugend machen» ist aktueller denn je: Die Pandemie hat uns zwar vor viele Herausforderungen gestellt, doch sie hat uns auch die Möglichkeit gegeben, bestimmte Aspekte des Lebens neu zu bewerten und neue Interessen sowie Umgangsformen miteinander zu entwickeln. Was waren deiner Meinung nach die positiven Auswirkungen auf das CoachProgramm von IdéeSport? 

Als es nicht mehr möglich war, Teamkurse in der Sporthalle durchzuführen, haben wir ein neues Online-Angebot über alle Kurse hinweg entwickelt. Das hat sich sowohl positiv auf unsere Ausbildungsmethoden als auch auf die Inhalte ausgewirkt. Nebst dem Erfahrungsaustausch zur Nutzung der Online-Plattformen haben wir zusammen mit den Kursleiter*innen spezielle Aktivitäten entwickelt, um mit den Jugendlichen den Gesundheitszustand zu reflektieren, ihre Ressourcen in dieser speziellen Zeit zu fördern und auf ihre Bedürfnisse einzugehen. Das ist uns gelungen: Während des Online-Kurseteilten sich die Jugendlichen rege aus und freuten sich, einander in diesem Rahmen wiederzusehen. Wir konnten mit ihnen die aktuelle Situation auf rationaler Ebene analysieren, die positiven Aspekte der Pandemie hervorheben und gemeinsam Zukunftspläne schmieden. Wir erarbeiteten gemeinsam mit den Jugendlichen Strategien, wie sie als Coachs trotz der Pandemie und geschlossenen Projekten mit den Projektteilnehmer*innen in Kontakt bleiben können. Die Online-Teamkurse wurden demnach sehr geschätzt, auch dank des Geschicks der Kursleiter*innen, die mit ihrem Einfühlungsvermögen und ihrer Fachkenntnis alle Teilnehmer*innen gezielt einbinden konnten. Es hat sich bestätigt, dass sich die Arbeit in den Projektteams auf die jungen Coachs in dieser schwierigen Zeit tröstend und stärkend auswirkt.  

Im Dezember war noch unklar, ob der jährliche Kurs für Senior Coachs, Projektleiter*innen und Stellvertreter*innen vor Ort stattfinden kann. Letztlich entschied sich IdéeSport für eine virtuelle Durchführung. Wie wurde die Organisation gehandhabt? 

Der Kurs ist ein wichtiger Bestandteil des Jahresprogramms und ermöglicht es, Hauptthemen wie Gruppendynamik, Prävention und Partizipation zu vertiefen. Auch der Erfahrungsaustausch ist ein wichtiger Bestandteil dieses Kurses. So kam es für uns nicht in Frage, diesen ausfallen zu lassen. Aufgrund der Unsicherheiten habe ich mich auf eine Online- wie auch eine Durchführung vor Ort eingestellt und beides vorbereitet. Alle Beteiligten haben an einem Strick gezogen, sowohl die beteiligten Organisationen – wie Amnesty, das Rote Kreuz und ATGABBES – als auch die Kursleiter*innenSie wurden in die Vorbereitungen miteinbezogen. Eine Kursleiterin hat ihr umfangreiches Wissen zur Durchführung von Online-Kursen und einige spezifische Techniken mit uns geteilt. Danach galt es, dass alle ihre Workshops dynamisch zu gestalten und abwechslungsreiche Aktivitäten umzusetzen.   

Am eintägigen virtuellen Kurs nahmen 100 Personen teil – das sind sehr viele! Was waren die grössten Herausforderungen, die sich aus der hohen Teilnahmezahl ergaben? 

Die grösste Herausforderung bestand darin, sich schnell in die Funktionalitäten einer Online-Austauschplattform einzuarbeiten, um virtuelle Räume zu schaffen, die dem vordefinierten Schulungsprogramm entsprechen. Vor allem die Organisation war eine neue Herausforderung. Die Kursteilnehmer*innen hatten nur zu jenen virtuellen Räumen Zugang, zu welchen sie sich angemeldet hatten. Die letzten Tage vor dem Kurs verbrachte ich damit die Zugänge zu erstellen und die Einladungen zu kopieren, um sie dann an die verschiedenen Gruppen sowie an die Kursleiter*innen zu schicken. Es war eine hektische Zeit.  

Wie war das Feedback von den Teilnehmer*innen? Bist du damit zufrieden? 

Bereits während des Kurses habe ich bei den Teilnehmer*innen ein grosse Begeisterung wahrgenommen. Alle haben mitgemacht und waren engagiert. Das spiegelte sich dann auch in der Umfrage am Ende des Kurses wider. Die meisten waren sehr zufrieden.   
Für einige war es eine Herausforderung, den ganzen Tag vor dem Bildschirm zu verbringen. Von vielen Teilnehmer*innen erhielten wir die Rückmeldung, dass sie neue Werkzeuge und wertvolles Wissen über die Teilnahme von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund, mit Behinderungen, verschiedenen Geschlechtern und unterschiedlichem persönlicheWachstum erwerben konnten. Sicherlich wäre es schöner gewesen, diese Tage vor Ort abzuhalten und mehr vom zwischenmenschlichen Austausch zu profitieren, aber ich bin sehr froh, dass wir mit den Online-Kursen eine gute Alternative anbieten konnten. Bis auf eine kleine Panne hat alles gut funktioniert und die Diskussionen in den Workshops waren sehr anregend. Der gemeinsame Abschluss gestalteten wir mit «Clowns ohne Grenzen». Das improvisierte Spiel brachte viele zum Lächeln – das war ein sehr emotionaler Moment. 

Falls der nächste Kurs wieder unter normalen Bedingungen vor Ort stattfinden kann: Gibt es Aspekte der virtuellen Durchführung, die du gerne beibehalten würdest? 

Ich nehme einige positive Aspekte der Online-Kurse mitSo gab es Senior Coachs, die sich mehr am Kurs beteiligt haben, da ihnen die Distanz durch den Bildschirm eine gewisse Sicherheit gab und sie ermutigte, sich mehr einzubringen. Auch half es ihnen, dass die Gruppen viel öfter in kleine virtuelle Chats aufgeteilt worden sind. So entstand eine intimere Atmosphäre für den persönlichen Austausch. Daher möchte ich für die nächsten Präsenzkurse über Optionen nachdenken, die es erlauben, auf solche Bedürfnisse einzugehen. Allenfalls können wir die Vorteile von virtuellen Plattformen mit Schulungen vor Ort kombinieren. Beispielsweise könnten wir dann Personen, die sich in Quarantäne befinden dennoch die Teilnahme am Kurs ermöglichen oder Verbindungen zu Organisationen herstellen, die sich im Ausland befindenDie vielen Möglichkeiten der Online-Tools wie das Teilen von Fotos und Links oder das Durchführen von Umfragen  werde ich im Hinterkopf behalten. 

Valentine Mancuso ist Mutter von zwei Kindern im Alter von 4 und 6 Jahren. Seit Herbst 2016 ist sie Projektleiterin des OpenSunday Lugano Molino Nuovo. Im 2019 übernahm sie zudem die die Leitung des MidnightSports in Lugano.  

Valentine_Mancuso

Im vergangenen Dezember hast du am Kurs für Senior Coachs teilgenommen. Dort konntest du dich mit spezifischen Themen zur Arbeit mit Kindern und Jugendlichen auseinandersetzen und deine beruflichen und persönlichen Fähigkeiten stärken. Welches der angebotenen Module hast du gewählt und warum?

Ich habe mich für das Modul «Verantwortung und persönliches Wachstum» entschieden, in dem wir uns auf uns selbst, unsere Rolle in den Projekten und unsere Bedürfnisse als Fachleute konzentriert haben. In den vergangenen Jahren fiel meine Wahl oft auf Themen, die es mir ermöglichten, Probleme, mit denen mein Team und ich konfrontiert waren, besser anzugehen. Ich finde es aber wichtig, auch an mir selbst zu arbeiten, um beruflich zu wachsen und mich zu verbessern. Ich bin eine Perfektionistin und es fällt mir schwer, nicht alles unter Kontrolle zu haben. Mit der Pandemie hat das Gefühl der Unsicherheit für alle erheblich zugenommen und viele Dinge entziehen sich unserer Kontrolle. So hatte ich das Bedürfnis, diesbezüglich an mir zu arbeiten. Ich nehme gerne an diesen Schulungen teil und es tut mir immer leid, wenn ein Mitglied meines Teams nicht dabei sein kann. Diese Kurse von IdéeSport ermöglichen es uns, Inputs zu aktuellen Themen, wie beispielsweise Cybermobbing, zu erhalten.

Der Kurs wurde online abgehalten und bestand aus zwei Blöcken von ca. 2 Stunden, einem am Vormittag und einem am Nachmittag, in denen das gewählte Thema behandelt wurde. Darüber hinaus gab es zwei Einheiten, an denen alle Teilnehmer*innen des Kurses gemeinsam anwesend waren. Was waren für dich die schwierigsten Aspekte an diesem Kurstag und was hat dir am meisten Freude bereitet?

Mir persönlich fehlte die Beziehungs- und Sozialkomponente. In den vergangenen Jahren war der Kurstag immer geprägt von Geselligkeit und zahlreichem, auch informellem Austausch, etwa beim Mittagessen. Das ist ein Aspekt, den ich sehr schätze und der mir guttut. Beim Online-Kurs war die Interaktion alles in allem gut, aber natürlich eingeschränkt – besonders in den Momenten, in denen alle gemeinsam anwesend waren. Es gibt jedoch auch virtuell die Möglichkeit, in kleinen Personengruppen zu interagieren und über ein Thema zu diskutieren: Die Kursleiter*innen nutzten eine Funktion, welche die Teilnehmer*innen in separate «Räume» aufteilte. Ob einem solche Online-Kurse gefallen oder nicht ist sicher auch typbedingt: Ich bin sehr kontaktfreudig und offen, freies Sprechen bereitet mir auch in einer solchen Situation keine Probleme. Doch andere Menschen haben damit vielleicht mehr Schwierigkeiten. Ich war mit dem gewählten Modul sehr zufrieden: Die Inhalte behandelten ein für mich wichtiges Thema und entsprachen meinen Bedürfnissen.

Was war dein Eindruck am Ende des Tages? Hast du Unterschiede im Vergleich zum Präsenzkurs festgestellt?

Die einzigen Unterschiede waren, dass ich nicht zum Schulungsort reisen musste und ich weniger Gelegenheit zur sozialen Interaktion hatte. Letzteres war definitiv eine Herausforderung und ich war am Ende des Tages müde, aber insgesamt sehr zufrieden. Auch in Bezug auf die Betreuung meiner Kinder konnte ich mich einfacher organisieren: Vormittags ging ich zu meiner Mutter und nahm von dort aus am Kurs teil, während mein Mann nachmittags mit den Kindern ausserhalb des Hauses etwas unternahm. So konnte ich mich ganz dem Kurs widmen.

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