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Der Miteinbezug der Zielgruppe ist entscheidend

04.03.2022

Procap unterstützt und berät IdéeSport im Bereich der Inklusion: Der Mitgliederverband von und für Menschen mit Behinderungen hat die ersten inklusiven OpenSunday-Projekte begleitet und das aktuelle Ausbildungssystem miterarbeitet. Im Interview erzählen zwei Mitarbeitende mehr über die Entwicklung der Zusammenarbeit, wieso die Mitarbeit von Selbstbetroffenen so wichtig ist und was sie am OpenSunday begeistert: Sandra Brantschen und Sebastian Büttiker, der sich als Selbstbetroffener engagiert.

Alter: 29 Jahre

Wohnort: Luzern

Berufliche Tätigkeit: Projektleiterin Procap bewegt / Procap Sport

Bezug zu IdéeSport: während Studienzeit Seniorcoach beim OpenSunday, bei meinen beruflichen Tätigkeiten war/ist IdéeSport auf verschiedenen Ebenen ein ständiger Begleiter (Sportamt, Procap etc.) 😉

Erfahrung mit Inklusion: Aufgleisung, Beratung und Betreuung verschiedenster inklusiver Bewegungsangebote

Hobbies: Langlaufen, Wandern, Velofahren, Aktivitäten in der Natur, Reisen, Lesen

Alter: 32 Jahre

Wohnort: Olten

Berufliche Tätigkeit: Sachbearbeiter Gruppenreisen Sport

Bezug zu IdéeSport: Seit Anfang an mit grosser Freude bei den Inklusionsschulungen dabei.

Erfahrung mit Inklusion: Tagtäglich, von klein auf

Hobbies: Tennis, Basketball, Schwimmen, Reisen, spazieren, mit Familie/Freunden etwas unternehmen

Procap ist der grösste Mitgliederverband für und von Menschen mit Behinderungen in der Schweiz. Wo in der Gesellschaft seid ihr überall im Einsatz?

Sandra: Procap ist sehr vielfältig tätig. So haben wir eine Abteilung, die in Sachen hindernisfreies Bauen berät und unterstützt, eine Rechtsberatung und eine Abteilung für politische Arbeit. Gefragt ist auch unsere Expertise in Sachen Bildung und Sensibilisierung. Ich bin im Bereich Gesundheit tätig und berate Organisationen zum Thema Gesundheitsförderung und inklusive Freizeitangebote, wo auch das OpenSunday angegliedert ist.

Sebastian: Ich arbeite in der Reiseabteilung, im Grunde ein normales Reisebüro, das jeder*jedem offensteht. Wir bieten auch betreute Gruppenreisen an, ich organisiere solche hauptsächlich in der Schweiz, doch wir haben auch ein grosses Angebot an Auslandsaufenthalten, die sehr beliebt sind. Zudem helfen wir bei der Planung von Individualreisen, also Reisen ohne Begleitung.

Im Rahmen des Engagements für die Inklusion von Kindern mit Behinderungen arbeitet IdéeSport seit geraumer Zeit mit Procap zusammen. Wie kam es dazu?

Sandra: Die Inklusion kam an verschiedensten Austauschtreffen zu Themen wie Gesundheits- und Bewegungsförderung zur Sprache, an denen Vertreter*innen beider Organisationen anwesend waren. IdéeSport kam dann auf uns zu, sie wollen sich dafür einsetzen, daraufhin hat man sich zusammengesetzt.

Was waren die ersten Schritte der Zusammenarbeit und wie hat diese sich mit der Zeit verändert?

Sebastian: Zu Beginn war es ein Ausprobieren und Sammeln von Erfahrungen. Daraus konnten wertvolle Erkenntnisse gewonnen werden, die nun in die Kurse einfliessen. So wurde das Programm über den Lauf der Zeit angepasst und ist nun auf einer höheren Ebene angegliedert.

Sandra: Auch die Kommunikation zur Zielgruppe stand im Fokus, da wir als Mitgliederverband über die notwendigen Kontakte verfügen, um an den richtigen Stellen auf das Angebot aufmerksam zu machen. Die ersten Pilotstandorte haben wir vor Ort eng begleitet. Für die aktuelle Saison haben wir ein Ausbildungssystem aufgebaut, das auf die Projektleitenden und Seniorcoachs abgestimmt ist. Doch es gibt nach wie vor die Möglichkeit, das Thema im Rahmen des Teamkurses mit dem gesamten Hallenteam zu behandeln.

Was muss beachtet werden, wenn Akteur*innen/Organisationen aus dem sich Nichtbehinderten-Bereich im Bereich der Inklusion einsetzen? Wie beurteilt ihr den Erfolg des Angebots?

Sebastian: Menschen mit Behinderungen haben eine andere Blickweise und einen grossen Erfahrungsschatz, ihre Mitarbeit bzw. deren Miteinbezug ist entscheidend und fördert die Nachhaltigkeit des Engagements und dessen Wirkung gegen aussen. Wichtig ist, dass ein Grundgerüst erarbeitet wird, in dem verschiedene Behinderungsbilder berücksichtigt sind. Wenn es dann so weit ist, kann man die jeweilige Person, oder deren Bezugsperson, direkt fragen, was sie braucht und wie sie unterstützt werden möchte. Im OpenSunday sind das oft die Eltern, die das Kind begleiten.
Aus eigener Erfahrung weiss ich, wie wichtig Bewegung für Menschen mit Behinderungen ist. Ich war schon immer sehr sportbegeistert, hätte es dieses Angebot in meiner Kindheit schon gegeben, hätte ich auf jeden Fall teilgenommen.

Sandra: Den Erfolg erkenne ich darin, dass das Angebot regelmässig und wiederholend von Kindern mit Behinderungen besucht wird. Die nationale Verbreitung und Niederschwelligkeit machen das OpenSunday auf jeden Fall zu etwas Besonderem.

Gesamtgesellschaftlich betrachtet: Wo sehen Sie weiteres Potenzial, um die Inklusion von Kindern mit Behinderungen nachhaltig zu fördern und Chancengerechtigkeit in diesem Bereich zu schaffen?

Sebastian: Aus der Sicht eines Rollstuhlfahrers fängt es in den Schulhäusern an: Viele Sporthallen sind nicht ohne Hilfe zugänglich, obschon die Schule ein so wichtiger Bestandteil der Kindheit ist.

Sandra: Ja, viele bauliche Aspekte sind der Inklusion hinderlich. Die Bevölkerungsgruppe sollte bei allem mitgedacht werden. Auch wichtig ist und bleibt Sensibilisierung und Information, um Berührungsängste abzubauen und den Kontakt zu fördern.

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