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«Ihr Denken hat sich weiterentwickelt»

14.02.2022

Mélanie Montone fing 2017 als SeniorCoach bei der Stiftung IdéeSport an, inzwischen hat sie Erfahrung als Projektleiterin eines OpenSunday- und eines MiniMove-Projektes. Seit 2021 ist sie Kursleiterin in der Romandie, wobei sie als ausgebildete Psychomotorikerin die in ihrer Arbeit zentralen Werte Wohlwollen und Empathie weitergeben und fördern möchte. Im Interview erzählt sie uns, was Inklusion für sie bedeutet, was in den Inklusionsschulungen gelehrt wird und was sich in der Gesellschaft in Bezug auf Inklusion noch alles ändern muss.

Alter: 25

Wohnort: Vuiteboeuf

Berufliche Tätigkeit: Psychomotorik-Therapeutin

Bezug zu IdéeSport: Projektleiterin und Coach

Erfahrung mit Inklusion: PluSport, Pattes Palmées, Unterricht in Sonder- und Regelschulen

Hobbies: Klettern, Wandern, Natur

Was ist für dich persönlich die Bedeutung des Begriffs Inklusion?

Inklusion bedeutet, dass schliesslich alle Menschen auf der gleichen Stufe stehen. Die Idee ist, dass wir unterschiedlich sind, aber trotz oder gerade aufgrund unserer Unterschiede letztlich alle gleich sind. Auch geht es darum, Unterstützung für jene Personen zu leisten, die sie brauchen.

Der Begriff Inklusion wird häufig im Zusammenhang mit Menschen mit Behinderungen verwendet. Ist er also ausschliesslich auf diese Personen beschränkt?

Nein. Der Begriff wird oft mit dem Behindertenbereich in Verbindung gebracht, aber er existiert auch in anderen gesellschaftlichen Bereichen, wie beispielsweise bei der Migration. Die OpenSunday-Projekte konzentrieren sich vornehmlich auf Menschen mit Behinderung, aber unsere Projekte sind schon seit Jahren inklusiv gestaltet, da sie durch ihre Niederschwelligkeit und Kostenlosigkeit für alle zugänglich sind und niemand ausgeschlossen wird.

Welche Erfahrungen hast du im Bereich der Inklusion?

Ich habe einen Bachelor-Abschluss in Psychomotorik. Während meiner Ausbildung habe ich die Entwicklung des Menschen, seine Besonderheiten und Beeinträchtigungen, zu denen auch Behinderungen gehören, kennengelernt. In der Praxis dieses Berufs habe ich in verschiedenen Bereichen gearbeitet: in Kindertagesstätten, in Heimen für hirngeschädigte Erwachsene sowie in Regel- und Sonderschulen.

Ich war auch Mitglied in verschiedenen Vereinen, darunter PluSport, die angepasste Sportaktivitäten für Kinder mit besonderen Bedürfnissen organisieren und gleichzeitig ihre Inklusion bei öffentlichen Veranstaltungen fördern, oder «Les Pattes Palmées», wo ich mit mehreren kleinen Gruppen von Kindern Aufwärmübungen durchführte.

Wie siehst du die Inklusion in den OpenSunday-Projekten?

Wie bereits gesagt, sind die Angebote durch ihre Kostenlosigkeit bereits inklusiv. Man muss lediglich in der entsprechenden Altersgruppe sein, ansonsten aber keine Voraussetzungen erfüllen. Oftmals fehlen aber Dinge im Bereich der Infrastruktur: Im Rahmen der Inklusionsschulungen in der Westschweiz konnte ich mehrere Räume besichtigen, in denen die Atmosphäre kalt, ungemütlich oder dunkel schien. Die Umgebung kann also auch die Inklusion hemmen, was aber nicht an den Angeboten selbst liegt.

Wie hast du die Inklusionskurse aufgebaut?

Grundsätzlich ist jede Schulung anders. Theoretische Aspekte sind wichtig, aber sie stehen meiner Meinung nach nicht im Mittelpunkt der Ausbildung. Spricht man über Inklusion oder Behinderung, sollte man aufrichtig und authentisch sein. Nach der ersten Schulung habe ich ein sehr lebendiges Feedback erhalten, was mich wirklich berührt hat: Da wusste ich, dass ich zur richtigen Zeit am richtigen Ort war und ich ihre Erwartungen erfüllt hatte.

Was waren für dich die grössten Herausforderungen beim Aufbau des Kurses?

Die Definition des Begriffs «Behinderung». Bei einer Behinderung handelt es sich meiner Meinung nach um eine Situation, nicht um ein Etikett, welches man trägt. Wenn es mir gelingt, diese Botschaft zu vermitteln, kann ich dazu beitragen, mehr Empathie und Wohlwollen zu schaffen. Das war für mich das Ziel der Ausbildung: Zwischen Beginn und Ende der Ausbildung eine Veränderung in der Sichtweise der Coachs zu spüren.

Was können junge Coachs aus dieser Ausbildung mitnehmen?

Je mehr die Coachs sensibilisiert werden, umso mehr sensibilisieren sie auch ihr Umfeld, wodurch Inklusion nach und nach zur Normalität wird. Die Ausbildung und die Erfahrungen, die sie während der gesamten Saison machen, sind dafür ein Einstieg. Danach müssen sie ihren Erfahrungen in Lernsituationen verwandeln können.

Wie haben die Teams im Allgemeinen auf die Schulung reagiert?

Die erste Stunde war oft herausfordernd, da ich sie in einen für sie bisher unbekannten Bereich führte. Es wurden oftmals Fragen gestellt, die zeigten, dass sie keinerlei Kenntnisse im Behindertenbereich hatten. Nach der Schulung waren die Jugendlichen aber bereits in der Lage, ihre eigenen Fragen zu beantworten. Sie begannen zu verstehen, dass Menschen mit Behinderung lediglich Menschen wie alle anderen sind. Ich konnte nach den drei Stunden Ausbildung spüren, dass sich ihr Denken weiterentwickelt hat.

Wo liegen für dich die grössten Herausforderungen im Zusammenhang mit der Inklusion in unserer Gesellschaft?

Im Bereich der Bewegung sind Programme wie jene von IdéeSport wichtig. Die Ausbildung von Fachkräften steht im Mittelpunkt des Ansatzes, was von entscheidender Bedeutung ist.

Jedoch sehe ich grossen Handlungsbedarf im Baubereich: Grundlegende Fragen müssen diskutiert werden: Was braucht es, damit ein Gebäude für alle Menschen zugänglich gemacht werden kann? Gesetzliche Vorgaben sind kaum vorhanden, sie sind aber notwendig, um eine Anpassung der Infrastruktur zu erzwingen und so die Inklusion zu fördern.

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