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«Wir investieren langfristig in die Gesellschaft»

03.02.2021

Julius Giger ist Gemeinderat in Reinach AG und engagiert sich in seinem Amt stark für Kinder und Jugendliche. Am MidnightGames schätzt er den partizipativen und integrativen Ansatz und ist beeindruckt vom hohen Engagement der Jugendlichen. Wie die Corona-Pandemie die Jugendarbeit in seiner Gemeinde beeinflusst, lest ihr im Interview.

Sie sind als Gemeinderat seit zweieinhalb Jahren in Reinach AG die Ansprechperson für das MidnightGames. Welche Momente sind Ihnen bis jetzt besonders in Erinnerung geblieben?
Mir bleibt mein erster Besuch im Midnight in Erinnerung: Mir imponierten damals der grosse Anklang und die koordinierte Zusammenarbeit des Hallenteams. Der Besuch des EverFresh-Teams (Anm. der Redaktion: Präventionsmodell von IdéeSport) ist auch eines meiner Highlights, da es dort nicht nur um Spiel und Spass geht, sondern auch um das wichtige Thema der Suchtprävention.
Unvergessen bleibt der Besuch der Schweizer Radsportlerin, Duathletin und Triathletin Karin Thürig zum 20-jährigen IdéeSport-Jubiläum 2019. Immer wieder ein Highlight ist der Austausch mit IdéeSport selbst: Den engen Kontakt zu meiner Ansprechperson, der Projektmanagerin Laura Rickenbacher, schätze ich sehr.

Im Normalfall nehmen im Schnitt pro Veranstaltung 70 bis 80 Jugendliche am Midnight in Reinach teil. Welche weiteren Angebote gibt es für die Jugendlichen in Ihrer Gemeinde?
Wir haben für dieselbe Zielgruppe im Sommer während zwei Monaten einen kostenlosen Fun-Park mit Kletter- und Skateranlage. Weiter haben wir ein Jugendhaus, das Onderwerch. Dort finden die Jugendlichen unter anderem einen Tanz- und Technikraum. Dies wird eher von Jugendlichen über 16 Jahren besucht. Auch die verschiedenen Vereine sind für die Jugendlichen da, um einen Ausgleich zur Schule und Ausbildung zu schaffen.
Am Samstagabend ist das MidnightGames jedoch das einzige Angebot für diese Altersgruppe und ermöglicht auch den Eltern eine gewisse Auszeit.

In welchen Bereichen sehen Sie den Mehrwert des MidnightSports in Ihrer Gemeinde?
Für mich persönlich ist der Integrationsansatz sehr interessant. Wir haben in unserer Gemeinde einen hohen Anteil an ausländischen Einwohner*innen. Die Jugendlichen kennen sich zwar bereits aus der Schule, doch im MidnightGames werden diese Verbindungen gestärkt. Durch den partizipativen Ansatz erkennen die Jugendlichen ihr eigenes Potenzial und werden in ihrem Selbstvertrauen bestärkt. Ich bin überzeugt, dass dies eine nachhaltige Auswirkung auf die Gesellschaft hat.
Selbstverständlich gibt es auch einen kurzfristigen Mehrwert: Wenn Jugendliche in einer Sporthalle beschäftigt sind, ist das immer besser, als wenn sie auf den Strassen ihre Zeit verbringen.

Die vergangene und aktuelle Saison ist wegen COVID-19 speziell. Ganze 10 Veranstaltungen sind im 2020 ausgefallen. Aktuell ist das Projekt nur für Jugendliche unter 16 Jahren zugänglich. Wie gehen Sie in der Gemeinde damit um?
Für die älteren Jugendlichen gibt es keine Alternativen, uns sind leider die Hände gebunden. Dass wir vor Kurzem das MidnightGames für die unter 16-Jährigen wieder starten konnten, ist sehr erfreulich, aber es deckt nicht alles ab. Ich habe die Hoffnung, dass Ende Februar die Vereinstätigkeiten wieder aufgenommen werden dürfen und eine Entlastung stattfindet.

Das Midnight on Ice ist ein Spezialevent, der in Reinach AG dieses Jahr zum zweiten Mal angeboten wird. Dank Schutzkonzept kann er trotz Corona stattfinden. Wie stehen Sie zu solchen Spezialevents?
Die Anlässe in der Eishalle kommen bei den Jugendlichen sehr gut an, am ersten Anlass waren zwischen 50 und 60 Jugendliche anwesend. Die Aussenstehenden waren beeindruckt. Man kam zur wertvollen Einsicht, dass, wenn man den Jugendlichen die Verantwortung zuspricht, diese auch geschätzt und positiv genutzt wird. Das Midnight on Ice ist Werbung für die Eisbahn, eine Abwechslung für die Jugendlichen, und nutzt bestehende Infrastruktur – ein voller Erfolg also.

Falls die Bestimmungen zur Eindämmung der Pandemie noch andauern: Was wünschen Sie sich für die nächste Saison in Bezug auf die Kinder- und Jugendarbeit in Ihrer Gemeinde?
Ich wünsche mir eine Normalisierung. Falls auch die nächste Saison unter ähnlichen Bedingungen gestartet werden muss, wünsche ich mir zeitgerecht ausgearbeitete Alternativen. Aber wir nehmen die Situation, wie sie kommt. Allfällige Lockerungen in den Massnahmenbestimmungen sollten jedoch genutzt werden.

Welche Tipps haben Sie für andere Gemeinden, bei denen das MidnightSports noch nicht etabliert ist?
Ich habe nur einen Tipp: Einfach ausprobieren, es lohnt sich. Sich mit IdéeSport zusammensetzen und etwas auf die Beine stellen. Das braucht Mut, aber man muss etwas investieren, wenn man eine Änderung sehen will. IdéeSport bietet auch Programme für andere Altersgruppen. Da wäre für manche Gemeinde ein attraktiver neuer Weg der Kinder- und Jugendförderung möglich.

Julius Giger

Alter: 56

Wohnort: Reinach AG

Hobbys: Jassen, Skifahren, Pilze sammeln, mein E-Bike seit 2018

Beruf: Lokführer bei der SBB Personenverkehr in Luzern

Die grösste Herausforderung, die Corona mit sich brachte: Bei den vielen Begegnungen und Kontakten, welche mein Beruf mit sich bringt, ist es ein hohes Ziel, keine Ansteckung oder Erkrankung nach Hause oder in die Gemeinde zu bringen. Das Anwenden und konsequente Umsetzen der immer wieder ändernden Hygienevorschiften und Vorgaben war schwierig und gewöhnungsbedürftig. Die Einschränkungen in allen Bereichen ist etwas, das wir bis zu diesem Zeitpunkt gar nicht kannten.

Glücksorte und Glücksmomente in dieser Zeit: Die Natur. Mit dem Hallwilersee, dem Homberg, Sonnenberg und Stierenberg haben wir wunderschöne Rückzugsorte vor der Haustür, welche mir viele Glücksmomente bescheren. Aber auch jene Alltagsmomente, die man als Familie wieder viel bewusster und intensiver erlebt.

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