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«Psychische Gesundheit in ein anderes Licht rücken» 

20.06.2022

Seit vielen Jahren werden die Tessiner MiniMove- und EverFresh-Projekte im Rahmen der kantonalen Aktionsprogramme (KAP) vom kantonalen Gesundheitsdienst (SPVS) des Departements für Gesundheit und Soziales (DSS) unterstützt. Seit 2021 wird auch das CoachProgramm gefördert, denn dort wird die psychische Gesundheit der Projektteilnehmenden gezielt gefördert. Wir haben mit Manuela Vanolli gesprochen: Sie ist wissenschaftliche Mitarbeiterin und operative Leiterin der Module zur psychischen Gesundheit von Kindern/Jugendlichen und älteren Menschen im Rahmen der KAP. 

Alter: 39

Wohnort: Bellinzona

Berufliche Tätigkeit: Wissenschaftliche Mitarbeiterin beim kantonalen Gesundheitsamt

Bezug zu IdéeSport: Zusammenarbeit im Rahmen des kantonalen Aktionsprogramms «Gesundheitsförderung» 2021-2024

Hobbies: Malen und kreatives Arbeiten im Allgemeinen, Gartenarbeit

Der Dienst für Gesundheitsförderung und Evaluation ist in das kantonale Gesundheitsamt integriert, welches sind Ihre Hauptaufgabengebiete?

Wir befassen uns mit der Prävention nicht übertragbarer Krankheiten, der Gesundheitsförderung und der Gesundheitsbewertung. Das bedeutet, dass wir vor allem Programme und Projekte unterstützen und umsetzen, die darauf abzielen, gesundheitsfördernde Verhaltensweisen und Lebensumfelder zu schaffen und zu erhalten. Die wichtigsten Risikofaktoren für nicht übertragbare Krankheiten sollen verringert und Bedingungen geschaffen werden, die es den Menschen ermöglichen, sich aktiv für ihre eigene Gesundheit einzusetzen. Wir arbeiten mit vielen Partner*innen vor Ort zusammen, die über wichtiges Know-How verfügen und uns dabei unterstützen, möglichst viele Personen zu erreichen.

Darüber hinaus sammelt und analysiert der Dienst Daten, um die Bedürfnisse und wichtigsten Gesundheitsprobleme der Bevölkerung im Kanton Tessin zu überwachen.

Im kantonalen Aktionsprogramm «Gesundheitsförderung» 2021-2024 wurde das Thema «Ausgewogenheit und Wohlbefinden» eingeführt: Könnten Sie erläutern, was Ihre Ziele sind und welche Bedeutung diese im aktuellen Kontext haben?

Um ein gesundes und ausgewogenes Leben zu führen, ist es wichtig, gesundheitsfördernde Gewohnheiten und Verhaltensweisen von den ersten Lebensjahren an fördern. Diese Gewohnheiten sollen in die verschiedenen Lebenskontexte eingreifen und das Umfeld, also Bezugspersonen wie Eltern oder Lehrpersonen, einbeziehen.
Die Förderung der Gesundheit unter Berücksichtigung aller Komponenten (körperliches, geistiges und soziales Wohlbefinden) ist eines der Ziele der SPVS. Deshalb wurde das Thema Ausgewogenheit und Wohlbefinden aufgenommen. Zudem werden seit Jahren die Themen ausgewogene Ernährung und Bewegung verfolgt. Das neue Thema wurde mancherorts in bestehende Projekte integriert, anderenorts wurden neue Projekte geschaffen, die sich ausschliesslich mit Ausgewogenheit und Wohlbefinden befassen.
Die Pandemie hat in kurzer Zeit gesundheitliche Ungleichheiten in der Bevölkerung aufgezeigt. Auch wurde die Anfälligkeit bestimmter Personengruppen deutlicher. Nun ist es wichtig, einzugreifen, um gesundheitsfördernde Umgebungen und Kontexte zu schaffen, die die Fähigkeiten aller verbessert und die Ressourcen gestärkt werden. Dafür muss man sowohl individuell als auch kollektiv handelt. 

Mit dem CoachProgramm bildet die Stiftung IdéeSport die in ihren Projekten tätigen jugendlichen Coachs aus und unterstützt sie in ihrer Entwicklung. Ab der Saison 2020/21 bietet das Programm mit Unterstützung des KAP «Gesundheitsförderung» auch gezielte Schulungen zum Thema Ausgewogenheit und Wohlbefinden an, um die Ressourcen der Jugendlichen im Bereich der psychischen Gesundheit zu stärken. Warum ist es wichtig, dieses Thema mit jungen Menschen anzusprechen?

Sich um sich selbst zu kümmern und die eigene Gesundheit zu pflegen ist in jedem Alter wichtig. Jugendliche durchlaufen eine komplexe Übergangsphase voller Veränderungen, Herausforderungen und Aufgaben im Zusammenhang mit Entwicklung und Wachstum.
Um die Herausforderungen dieser Zeit zu bewältigen und eine positive Entwicklung zu unterstützen, können Massnahmen zur Stärkung der persönlichen und kollektiven Ressourcen ergriffen werden. Mit dem Training zum Thema Ausgewogenheit und Wohlbefinden im Rahmen des CoachProgramms tun wir genau dies: Wir erweitern das Wissen und die Fähigkeiten junger Menschen, um Entscheidungen und Verhaltensweisen zu fördern, die ihr eigenes Wohlbefinden unterstützen. Zudem stärken wir die Werkzeuge, um mit den Herausforderungen umzugehen, denen sie begegnen werden, und fördern ein einladendes Umfeld.

Unbegleitete minderjährige Asylsuchende (UMA) arbeiten ebenfalls als Coachs in den Projekten der Stiftung IdéeSport. Das CoachProgramm widmet ihnen zusätzliche (Peer-)Trainings im Bereich Ausgewogenheit und Wohlbefinden. Welchen Nutzen können diese jungen Menschen Ihrer Meinung nach aus dem Programm ziehen?

Wie alle jungen Menschen haben sie Interessen, Wünsche und Bedürfnisse, die für ihr Alter typisch sind, aber gleichzeitig kommen sie aus einem anderen Umfeld und machen andere Erfahrungen. Es ist wichtig, diese jungen Menschen in Aktivitäten einzubinden. Dank der Zusammenarbeit mit spezialisierten Einrichtungen, die über die erforderlichen Kompetenzen und Erfahrungen verfügen, wird diesen Jugendlichen ein breit gefächertes Ausbildungsangebot geboten, das ihren Bedürfnissen und Anforderungen Rechnung trägt.

Wie lautet ihr Fazit zur Zusammenarbeit mit IdéeSport nach einem Jahr?

Die Zusammenarbeit mit IdéeSport bei diesem Projekt ist sehr interessant, vor allem, weil sich dabei junge Menschen für junge Menschen engagieren. Die Tatsache, dass es die Jugendlichen selbst sind, die ausbilden, Wissen und Fähigkeiten weitergeben und eine Vorbildfunktion einnehmen, ist sehr effektiv. Nicht nur die jugendlichen Coachs profitieren davon, sondern auch die Teilnehmenden in den Projekten. Ein weiterer interessanter Aspekt ist die Flächendeckung der IdéeSport-Projekte, die es ermöglicht, eine grosse Anzahl Jugendlicher im ganzen Tessin zu erreichen. Die im ersten Jahr durchgeführten Bewertungen zeigen, dass die Inhalte zu Gleichgewicht und Wohlbefinden allgemein geschätzt werden.

Psychische Gesundheit wird oft stigmatisiert. Können Ihrer Meinung nach Angebote wie das CoachProgramm dazu beitragen, den Diskurs zu diesem Thema zu «normalisieren»? Was sind die grössten Herausforderungen in diesem Zusammenhang?

Darüber zu sprechen, trägt definitiv dazu bei, der Stigmatisierung entgegenzuwirken und den Diskurs über psychische Gesundheit zu normalisieren. Meiner Meinung nach besteht eine wichtige Herausforderung in unserer Grundhaltung, denn wenn über dieses Thema sprechen, denken wir oft an psychische Probleme. Wir sollten die psychische Gesundheit in ein anderes Licht rücken, schliesslich ist sie etwas Positives, das uns alle betrifft. Wir sollten uns gegenseitig unterstützen.

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